10.01.2008 / 14:31 / Angela Leinen liest: Klagenfurttexte

Statutendämmerung


Nach Sieg ausgeschieden
Auf meine eigenen Statuten pfeife ich sowieso, und auch die in Klagenfurt werden immer mal geändert. Dieses Jahr gibt es nur noch 7 Juroren (zwei weniger als in den Vorjahren), und weil jeder Juror zwei Autoren einlädt, werden auch nur 14 statt 18 Texte vorgelesen. Radisch, Rakusa, Ebel und Corino sind raus. Burkhard Spinnen kehrt als Vorsitzender in die Jury zurück, Alain Claude Sulzer kommt neu hinzu.

1990 hat Sulzer als Autor teilgenommen, kam aber mit "Am Arm des Apothekers" nicht in die Nähe eines Preises. Er kann aber nicht total verkackt haben, sonst wäre sein Text nicht in "Klagenfurter Texte 1990" aufgenommen worden. Damals lasen 22 Autoren um sechs Preise. Heuer (Benutzung des Wortes "heuer" als Einstimmung auf Österreich) sind es 14 auf 5. Damals bekam also nicht mal jeder Vierte einen Preis, unter den heurigen Teilnehmern sollte es jeder Dritte sein. Wer da ohne Preis nach Hause muss, ist wirklich geprügelt.

Weitere Änderung bei Bachmann 2.0: Der 3sat-Preis wird 2008 für den innovativsten Text vergeben. Frage 1: Kann der 3sat-Preis nun neben Bachmann-, Willner- und Telefonpreis gegeben werden, sind also zwei (bzw. mit dem Publikumspreis drei) Preise für denselben Autor möglich? Oder hat etwa, wer den innovativsten Text vorliest, damit automatisch keine Chance mehr auf den Bachmannpreis? Ist es etwa ausgeschlossen, dass der innovativste Text zugleich der beste ist? Nein, denn das war zum Beispiel so, als Ulrich Plenzdorf mit "kein runter kein fern" 1980 gewann.

Frage 2: Was ist innovativ? Die Negierung der Ortographie, das Herumwerfen von Papier, "was mit Medien" zu machen, "lebende Fische verspeisen" (Vorschlag Kai Schreiber) oder 14 weisse Seiten vorzuschweigen? Die Anwendung von Maultrommeln, trotz Ringsgwandl und Bodo Hell? Oder wird zu innovativ erklärt, was die Juroren früher schon mit dem 3sat-Preis bedachten? Irgendwas halt, was für Bachmann nicht reichte, aber doch besser war als der meiste andere selbstreferentielle Quark.

Als Abfallprodukt meiner Bachmannpreisforschungen vorab die aktuelle Rangliste der Juroren nach Preisen und Shortlist-Kandidaten:

1. Ursula März (Jury seit 2003): 5 Preise, 8 Kandidaten1
2. Burkhard Spinnen (2000, nicht 2007): 4 Preise, 6 Kandidaten2
3. Daniela Strigl (2003): 2 Preise, 5 Kandidaten 3
4. Klaus Nüchtern (20034): 2 Preise, 3 Kandidaten4
5. Ijoma Mangold (2007): 1 Preis, 1 Kandidat5
6. André Vladimir Heiz (2007): 0 Preise, 0 Kandidaten
7. Alain Claude Sulzer: 0 Preise

Aus dem Rennen sind Iris Radisch (6/7)6, 2007 durch Hattrick überraschend an März vorbeigezogen, und Ilma Rakusa (5/7)7. Ebel war sowieso chancenlos.

Das zur Einleitung. Den Text von Sulzer lese ich morgen.

1Preise: 2003 Inka Parei/Bachmann und Publikum und Feridun Zaimoglu/Jury, 2005 Anne Weber/3 Sat, 2006 Angelika Overath/Willner
Shortlist: 2006 Clemens Meyer, 2007 Silke Scheuermann und Jochen Schmidt

2Preise: 2005 Thomas Lang/Bachmann, 2004 Arne Ross/Jury, 2004 Simona Sabato/Willner, 1992 selbst Stipendium der Kärntner Industrie
Shortlist: 2003 Gregor Hens, 2006 Thomas Melle

3Preise: 2006 Kathrin Passig/ Bachmann und Publikum,
Shortlist: 2003 Olga Flor, 2004 Thomas Raab und Richard David Precht, 2007 Michael Stavaric

4Preise: 2004 Wolfgang Herrndorf/Publikum, 2005 Natalie Balkow/Willner
Shortlist: 2005 Kristof Magnusson

5Preis: 2007 Jan Böttcher/Ernst Willner

6Preise: 2005 Julia Schoch/Jury, 2004 Guy Helminger/3Sat, 2006 Norbert Scheuer/3Sat, 2007 Thomas Stangl/Telekom und PeterLicht/3Sat und Publikum
Kandidaten: 2003 Lukas Hammerstein, 2006 Paul Brodowsky 2006

7Preise: 2004 Uwe Tellkamp/Bachmann, 2003 Farhad Showgi/3Sat, 2005 Sascha Stanisic/Publikum, 2006 Bodo Hell/Telekom Austria vormals Jury, 2007 Lutz Seiler/Bachmann
Kandidaten: 2004 Andreas Münzner, 2006 Kevin Vennemann


Texte aus 7 von 30 Jahren gelesen.


1978, 1980, 1981, 1991, 1996, 1999, 2005