08.06.2010 / 15:41 / Kathrin Passig liest: Dark Light: Electricity and Anxiety From the Telegraph to the X-Ray (Linda Simon)

Eine Zeitreise (1-47)

Nachdem der Telegraf 1836 funktionierte, dauerte es noch zehn Jahre, bis die Welt wenigstens teilweise einsah, wozu das neumodische Ding gut sein sollte. Privatsphärenbedenken wurden vorgebracht, man fand das Telegrafieren zu teuer, und die Regierung wollte kein Geld dafür ausgeben, "on the ground that, however beneficial it might be as a private enterprise, and however advantageous to the Government in the rapid transmission of intelligence, yet it could never become a paying concern."

Bekannt auch das: "Outside of the marketplace, men and women had little experience with the reality of the telegraph; instead, they were subjected to contradictory views in newspaper and magazine articles, some complaining about the technology's problems, many more proclaiming its potential to transform social, political and cultural life." Die verbesserte Verständigung wird das gegenseitige Verstehen befördern, Kriege der Vergangenheit angehören, die Papierpost wird verschwinden, Geschäftsmänner werden weniger mit dem Zug reisen und ihre Geschäfte telegrafisch erledigen, die Sprache wird knapper und präziser werden, was manche gut und andere schlecht finden.

Die heutigen Privatsphärenfragen sind nicht neu (ich springe jetzt ein bisschen in der Zeit, die das Buch behandelt und zitiere aus dem Vorwort): "With the X-ray, which burst into the culture at the same time as psychoanalysis, popular fascination with the hidden mysteries of the self lessened the fears – of invasion, loss of privacy, and erosion of authority – with which people had responded to previous innovations."

Ein bisschen klüger sind wir in der Zwischenzeit geworden, aber die Grundsatzfragen ähneln sich doch sehr: "What were the risks of increased knowledge, not just of news and information but of other people? What were the risks of connecting with another person through electrical impulses conveyed by wires? What kind of relationship was possible through interactions by brief messages? What was one's responsibility to people who were voiceless and faceless? In a world teeming with news, what were the risks of insularity?"

Was kann man daraus jetzt lernen? Einfach nur "Alles schon mal dagewesen, immer dasselbe" greift sicher zu kurz. Mal abwarten, wie es weitergeht. (Das ist jetzt noch nicht der Lernvorschlag, sondern mein Plan für den Rest der Lektüre.)

(Danke an @AndreasPraefcke für den Lesetipp.)