21.03.2010 / 13:12 / Kai Schreiber liest: The Science of Fear (Daniel Gardner)

Fürchtet Euch (1-10)

Dieses Buch, das macht schon der Schmutztitel klar, muss toll sein. Denn Paul Slovic, Professor für Irgendwas an der Uni von Oregon, sagt "Some books can change the world. This one might", und der Verlag – statt das hübsche Stück Stacheldraht in einer Schublade verschwinden zu lassen – posaunt die Beleidigung furchtlos in die Welt hinaus. Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, werde ich bestimmt genauso furchtlos sein. Das wird fein.

Und es geht auch gleich schön los, mit der originellen Umdeutung eines Stücks moderner Angstgeschichte. Knapp 3000 Menschen starben, als das World Trade Center zusammenbrach. Noch einmal geschätzte 1600 starben im Jahr danach auf den Strassen, über die durchschnittlichen Verkehrstoten der Jahre vorher und nachher hinaus, weil aus Angst ganz Amerika nicht mehr mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto Zigaretten holen ging. Angst machen Menschen tot, der Hook ist gesetzt, und dann, nachdem er Verbesserungen der Lebensqualität rund um den Globus gelistet hat, treibt Gardner ihn noch etwas tiefer rein: "We are the healthiest, wealthiest and longest-lived people in history. And we are increasingly afraid. This is one of the greatest paradoxes of our time."

Das wäre ein toller Aufhänger fürs Buch, wenn es denn stimmte. Aber Angst hat man, wenn man etwas zu verlieren hat, und wir haben, wie Gardner selbst grade bewiesen hat, mehr zu verlieren als je ein Mensch zuvor: Schmaradox. Ich hoffe, ich muss mich nicht bei Paul Slovic in Oregon beschweren.

Kai Schreiber / Dauerhafter Link