04.01.2008 / 09:36 / Volker Jahr liest: Reise um die Welt (Georg Forster)

Zeit der Ernte (0-0)


Asterixpuzzle, Wilde-Kerle-Bettwäsche, das grosse Elmar-Buch, hochpreisiger Forsterband (v.l.n.r.)
Die Wissenschaft hat festgestellt: Setzt man zwei Frösche in einen Topf mit kalter Milch und erwärmt diesen langsam, so geht der eine Frosch sofort unter und ertrinkt. Der andere aber strampelt fleissig, bis die Milch zu Butter geworden ist und er herausklettern könnte, wenn nicht durch die stetig steigende Hitze die Butter wieder flüssig würde und er deshalb ebenfalls ertrinkt, im heissen Fett. Das neue Jahr hat gerade begonnen, und wenn ich bei der Beschreibung meines emotionalen Zustands zwischen den Gefühlswelten der beiden Frösche zu wählen hätte, wäre dies keine leichte Entscheidung.

Kurz vor Weihnachten war noch alles in Ordnung. Am 23. Dezember traf eine Sendung von Briefmarken Hemmer aus Soest ein, bei dem ich via ebay einen Umschlag mit der Marke der Georg-Forster-Station der DDR und einem Stationssonderstempel, der Forsters Kopf als Motiv zeigt, ersteigert hatte. Das Ganze kostete nur einen Euro.
Sonderstempel neben Sondermann
Für den Versand berechnete Briefmarken Hemmer 1,45 €, und das bei einem Porto von 1,44 €, so dass er angesichts der beiliegenden Rechnung, der Pappverstärkung gegen Knickschäden und der durchsichtigen A5-Spezialplastikhülle noch draufgelegt haben muss. Leider kann man ja bei ebay keine Trinkgelder geben, aber wenn jemand in naher Zukunft seltene Briefmarken erwerben möchte, kann ich Briefmarken Hemmer aus Soest uneingeschränkt empfehlen.

Am 24. zunächst ein kurzes Gedenken an meine Mitgeburtstagskinder Jesus von Nazareth, Lemmy Kilmister, Mauricio Kagel, Dschingis Khan und Rudi K. Sander, dann als Geschenke ein Fusssprudelbad und ein dickes Paket, das sich wie erwartet als hochpreisiger Forsterband herausstellte. Angesichts der bevorstehenden Grosselternbesuchstournee musste er zunächst unbesehen originalverpackt und also ohne die Möglichkeit einer ersten haptischen Kontaktaufnahme zum Bamberger Kaliko mit den Weihnachtsgeschenken unter den Baum wandern, aber unsere gemeinsame Zeit würde kommen, so redete ich mir ein.

Rückkehr am 28., Vorbereitungen fürs Silvesterkochen, der am 9. Januar fällige Aufsatz immer noch nicht geschrieben, die DVD-Box mit den ersten acht "Kottan ermittelt"-Folgen, die es zu Weihnachten gab, will auch weggeguckt werden, zwei Tage auf Knien am Asterix-Puzzle (1000 Teile). Inzwischen ist das neue Jahr schon weit vorangeschritten, noch immer liegt Forster (eingeschweisst) zwischen englischem Shortbread (nicht mehr eingeschweisst) und dem Safarijeep von Polly Pocket, und die Zweifel wachsen mit jedem neuen Tag. Der Band taugt nicht als Lektüre für den Weg zur Arbeit, weil er kaum in die Strassenbahn passt, fürs Klo gilt das auch, und auf dem Sofa wird Forster mir nach zehn Minuten das Blut in den Oberschenkeln abdrücken. Wo und wann das Teil überhaupt lesen? Ich werde ein Stehpult brauchen, und das kann ich mir frühestens Weihnachten 2008 wünschen.


Kommentar #1 von irgendwem:

Juhu! Er ist da, der hochpreisige Forsterband! Jetzt wird alles noch besser...

10.01.2008 / 11:17

Kommentar #2 von Rudi K. Sander:

"hochpreisig" ist albern, es heisst auf gut deutsch "teuer", basta.

13.01.2008 / 11:38

Kommentar #3 von Rudi K. Sanders willige Helfer:

Wer auf deutschem Boden noch einmal ein Synonym anfasst, dem soll die Hand verdorren! Ein Ding, ein Wort, das ist unser Wahlspruch, äh, Motto!

13.01.2008 / 14:58

Kommentar #4 von Jan Schumacher vom Eichbornverlag:

Herr Sander, das Wort "hochpreisig" stammt ursprünglich von mir, Herr Jahr benutzt das nach meiner ablehnenden E-Mail an ihn seit seinem zweiten Beitrag seltsamerweise ständig.

13.01.2008 / 17:44

Kommentar #5 von Rudi K. Sander:

"hochpreisig" ist kein Synonym, es tut nur so, denn es ist eine unnötig umständliche Konstruktion.
"willige Helfer" als Absenderadresse ist eine miese braune Anspielung, die sich selber richtet.

13.01.2008 / 19:49