19.12.2007 / 14:52 / Aleks Scholz liest: The Road to Reality (Roger Penrose)

Raumzeitschaltuhr (383-411)


O-Bus (Foto, Lizenz)
Seite 383 markiert den Beginn einer neuen Zeitrechnung: Physik statt Mathematik, der Urknall des Penrosebuchs – die Erschaffung einer physischen Welt aus einer abstrakten. Ich bin etwas unentschlossen, wie ich mit der neuen, herrlichen Welt umgehen soll; lieber infantil herumtapsen und Zeug faseln oder doch gleich hart an die Arbeit gehen? Ach, ich mache einfach beides gleichzeitig. Drei Säulen sind es, auf denen die Allgemeine Relativitätstheorie ruht, alle angedacht von Galileo, was bemerkenswert ist, weil er lange von Würmern zerfressen war, als endlich jemand das Patent für Einstein einreichte.

1) Das Prinzip der Relativität: Den Gesetzen der Physik ist es erschreckend egal, ob sie in einem ruhenden oder gleichförmig bewegten System Anwendung finden, sie funktionieren genau gleich. Während bei Aristoteles der unbewegte Punkt noch ein besonderer war, schafft Galilei diese Ausnahmestellung ab und vernichtet damit die Absolutheit des Raums. Der Raum wird in jedem Moment neu geschaffen, der Punkt auf diesem i hier ist im nächsten Moment schon ein ganz anderer (Reload gilt nicht), und es gibt keine Chance, ihn festzuhalten.


Äquivalenz (Foto,Lizenz)
2) Das Prinzip der Äquivalenz: Träge und schwere Masse sind gleich. Lässt man in einem geschlossenen Möbelwagen einen Stein fallen und bewegt er sich gehorsam zu Boden, so gibt es zwei Erklärungen: Der Möbelwagen befindet sich auf der Erde und bewegt sich nicht. Oder aber er fliegt in einem beschleunigten Raumschiff durchs All. Wenn man sehr vergesslich ist, gibt es keine Möglichkeit zu wissen, wie es wirklich ist, falls einen das überhaupt interessiert.

3) Licht bewegt sich zwar ziemlich schnell, aber immerhin mit einer endlichen, konstanten Geschwindigkeit. Mit ein paar Handgriffen sieht man schnell, was das für dramatische Folgen hat: Vorbei ist es mit der Absolutheit der Zeit. Was morgen heute ist, muss gestern nicht übermorgen gewesen sein. Auf Wiedersehen, absolute Zeit, es war schön mit dir. Minkowski, 1908:

Henceforth space by itself, and time by itself, are doomed to fade away into mere shadows, and only a kind of union of the two will preserve an independent reality.


Relativität (Foto , Lizenz)
Es ist mir schlichtem Gemüt vollkommen einsichtig, warum die drei Raumdimensionen und die Zeit zusammen gehören. Denn abgesehen davon, dass nur die Zeit eine festgelegte Richtung hat, sind Raum und Zeit gar nicht mal so unähnlich in ihrer Wirkung auf den menschlichen Organismus. Würde man sich genauso stur durch den Raum fortbewegen wie durch die Zeit, sagen wir 20 Kilometer pro Tag in eine festgelegte Richtung, ohne Chance auf Umkehr*, dann sähe man auch ziemlich schnell alt aus. Bewegung, egal ob in Ort oder Zeit, führt zum Altwerden der Persönlichkeit. Das Verharren an einem Ort bzw. die Rückkehr zu immer demselben und damit das ganze Konzept von Heimat ist ein elendiger newtonscher Versuch, Raum und Zeit künstlich zu trennen, in dem man die drei Raumkoordinaten festhält, während die Zeit unbeirrbar weiterrauscht. Die einzige Lebensweise, die nach Minkowski und der Verbindung von Raum und Zeit noch plausibel erscheint, ist das Nomadentum.

* Das Vergehen der Zeit ist räumlich betrachtet wie ein Zug nach Auschwitz: Man kann es nicht aufhalten und es endet mit dem Tod. Nazivergleiche in Fussnoten unterzubringen, ist heute der einzig legitime Weg, Godwin's Law zu umgehen.

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Aleks Scholz / Dauerhafter Link / Kommentare (4) / Buch kaufen und selber lesen


Kommentar #1 von Rudi K. Sander:

Mein Gott, bin ich so dämlich?, was ist denn Godwin's Law? Habe ich ja weder gehört noch gelesen; Aleks Scholz, Sie schaffen mich noch.

19.12.2007 / 16:50

Kommentar #2 von Ruben:

Wer soll Sie schon schaffen, Herr Sander, bei Ihrem Pep?

21.12.2007 / 18:24

Kommentar #3 von wat uffjewacht:

Wat jetz, Rudi K. Sander hat keene Ahnung? Kiekt vorm Posten nich noch bei Wiki P. rinn? Nö wa, der gugelt ja janich!? Lässt sich von eem Aleks Scholz schaffen? – Wat ick manchma fürn Scheiss zusammträum!
So, jetz pullern jehn un wieder ins Bett.

21.12.2007 / 22:23

Kommentar #4 von Rudi K. Sander:

Ich bin wirklich geplättet: erstens ist es peinlich, dass ich schon wieder mal nicht an die Allwissenheit von WIKIPEDIA gedacht habe;
zweitens, inhaltlich, nachdem ich den WIKI-Artikel gelesen habe: Vielleicht bin ich wirklich naiv oder wirklich zu brav, denn ich habe noch niemals einen Diskutanten mit dem braunen Hammer erschlagen. Ich gehe immer davon aus: Wir sollten unsere Argumente nicht billig aus dem Vergangenheitshahn abzapfen, sondern uns stets etwas einfallen lassen, was sich als auf der Höhe der Zeit angesiedelt ausweisen kann.
Schlussbemerkung: Danke für die Belehrungen.

21.12.2007 / 22:49