12.12.2007 / 12:23 / André Fromme liest: Esra (Maxim Biller)

Kurze Unterbrechung (78-78)


Visuelle Veranschaulichung von Bahngeräuschen.
Ich muss mich für den Mangel an neuen Beiträgen entschuldigen – die letzten 9 Tage über war ich im ersten Urlaub seit Ewigkeiten. Das heisst seit so ungefähr Oktober 2006, wenn ein Wochenendtrip nach München als Urlaub zählt.

Es ging nach Leipzig und ein weiteres Mal nach München. Städteurlaub also, und da bin ich vorsichtig mit ausgeliehenen Büchern (wir erinnern uns: »Esra« hat mir eine ehemalige Studienkollegin netterweise zur Verfügung gestellt). Erfahrungsgemäss altern Bücher auf Reisen schliesslich mit etwa dem Doppelten der normalen Buchalterungsgeschwindigkeit. Entsprechende Grafiken mit genauen empirischen Messdaten liefere ich bei Gelegenheit nach.

Worauf ich hinaus will – ich habe es leider nicht geschafft, auch nur ein weiteres Wort in »Esra« zu lesen.

Dabei hatte ich es sogar im Koffer dabei. Bloss: ich habe jetzt neben »Esra« noch angefangen, »The Crying of Lot 49« von Thomas Pynchon zu lesen. Reicht ja nicht, derzeit schon drei andere Bücher angebrochen zu haben (womit ich immer noch weit vom Niveau der Frau Passig entfernt bin). Aber praktisch besehen kann man nicht jedes Buch mit in Bus, Tram und U-Bahn, in verrauchte Kneipen oder in die Sauna nehmen. Allesamt Orte, welche für das frische und gesunde Aussehen von Büchern nicht förderlich sind. Geliehene Bücher (z.B. »Esra«, das noch dazu auf ebay schwindelerregende Preise erzielt), grossformatige Hardcover und sehr hübsche und sehr zu empfehlende Jorge Louis Borges-Ausgaben scheiden alle aus. Und sei es nur, weil sie den Rückweg von der Sauna im gleichen Rucksack wie das nasse Handtuch bestreiten müssten. Nicht so gut. Also muss etwas anderes herhalten. Vorzugsweise aus dem eigenen Regal und im Idealfall ein Paperback oder ein günstiges Hardcover aus einer dieser inzwischen so ungemein inflationären Zeitungsverlags-Sondersammelausgabenreihen, dem aufgrund einer gewissen Seelenlosigkeit ein paar Eselsohren und Wasserflecken gar nicht schlecht stünden. Ich habe mich letztlich für Pynchon entschieden, weil »The Crying of Lot 49« nicht nur ein belastbares Taschenbuch, sondern auch noch schön kurz (126 Seiten) ist. Das für britische und US-Ausgaben nicht untypische unsaubere Druckbild kann man da mal ignorieren. Nicht, dass man eine Wahl hätte.

Dies als kurze Erklärung und Entschuldigung vor dem nächsten Statusbericht meiner »Esra«-Lektüre. Thomas Pynchon konstruiert zwischenzeitlich übrigens unglaublich lange Sätze, für die ich bis zu vier Durchläufe benötige. Ein klarer Unterschied zu Maxim Biller.

Bei der Pynchon-Lektüre gehört:
Strassen- und U-Bahn-Geräuschkulisse (2007)

Noch so mitbekommen:
• Im Leipziger Hugendubel will man auch die schon abgegriffenen Ansichtsexemplare hochpreisiger Forster-Bände nicht als preisreduzierte Mängelexemplare herausgeben.

78 von 213 Seiten

André Fromme / Dauerhafter Link / Buch kaufen und selber lesen