24.11.2007 / 09:08 / Bruno Klang liest: Ein unauffälliger Mann (Charles Chadwick)

Kurzer Blick ins Innere der Lesemaschine (670-671)

Kommen Sie mal kurz rein, Chadwick, machen Sie die Tür zu, setzen Sie sich da mal hin, ich hab Ihnen was zu sagen. Wie oft haben wir jetzt zusammengesessen und überlegt, wie wir das besser machen können? Wie wir beide gemeinsam das besser machen können? Ich will es Ihnen nochmal ganz ruhig erklären. Unsere Zusammenarbeit besteht darin, dass Sie mir guten Input liefern und ich daraus guten Output mache. Das nennt man Wertschöpfung. Ist doch ganz einfach: guter Input, guter Output. Und was liefern Sie? Nichts. Sie erfinden diese Tänzerinnen, und da dachte ich mir, hey, nicht schlecht, das wird noch ganz saftig. Und? Vielleicht mal ein paar Titten von den Ballerinen? Nein, nein, der feine Herr Chadwick lässt sich von den kleinen Schlampen den Ripple vollheulen. Wer von uns beiden steht denn dreimal in der Woche da draussen auf der Bühne? Sie oder ich? Wer von uns beiden muss dem Aufsichtsrat erklären, dass wir Ballerinen haben, aber keine Titten? Und dann Ihre Reise nach Polen. Warschau, Treblinka, Auschwitz. Was fällt Ihnen dazu ein? Ripple trinkt bulgarischen Wein und latscht durch den Park. Ich hab hier vier oder fünf andere vor der Tür stehen, die machen daraus am Sonntagnachmittag einen Booker Prize und den Friedenspreis noch obendrauf. Und dann Ihre dauernden Umzüge. Wissen Sie eigentlich, was das kostet? Da gibts andere, die machen das für die Hälfte. Gucken Sie sich mal die Passig an. Die schenkt Schulkindern eine Stulle, damit sie ihr beim Hugendubel irgendein Buch klauen, dass sie ihren täglichen 20-Seiten-Schuss kriegt. Oder der Volker Jahr, der hat noch nicht mal was zu lesen und performt trotzdem. Ach ja, und Ihr Übersetzer, dieser Klaus Berr, der übersetzt hier "das sind diejenigen, die ich am öftesten sehe". Öftesten! Was soll denn das werden? Ferien in Öftesten? Noch alles gut, Chadwick? Ich sag es Ihnen jetzt das letzte Mal: das muss alles viel besser werden, sonst trennen sich hier unsere Wege. Also.


Kommentar #1 von Pia:

Lieber Herr Klang, nicht aufgeben! Ich mag Ihre Besprechung sehr.

27.11.2007 / 09:07