19.11.2007 / 12:21 / Kathrin Passig liest: Alles (von allen)

Steven Johnson: Everything Bad Is Good For You (xv-25)

Seite xv-xvi von Everything Bad Is Good For You enthalten vorbildlicherweise eine Zusammenfassung des restlichen Buchs, eigentlich könnte man das Lesen an dieser Stelle auch gleich wieder einstellen. Andererseits steht da auch nicht mehr, als man durch Osmose von Zeitgeistthemen ohnehin schon weiss, das Buch enthält aber sicher noch ein, zwei Informationen, die darüber hinausgehen.

Im Prokrastinationsbuch wird man auf die Einleitung verweisen müssen, in der Johnson ausführlich sein Kindheitshobby Baseball-Simulationen auf Papier beschreibt. Der Spielvorgang dürfte dabei für Ausserirdische ununterscheidbar vom Ausfüllen der Steuererklärung sein (bei beidem kommt gemeinhin ein 20-seitiger Würfel zum Einsatz). Was macht also die Arbeit zur Arbeit und das Vergnügen zum Vergnügen? Komplexität kann schon mal nicht das Unterscheidungskriterium sein.

Im ersten Kapitel, "Games", geht es dann um die Frage, warum Computerspiele keine Zeitverschwendung sind. Es ist natürlich genaugenommen in diesen glücklichen Zeiten gar nichts mehr Zeitverschwendung; die Tätigkeit, die einen nicht wenigstens zum Computerspielerezensenten oder Seriendrehbuchautor qualifiziert, muss erst noch erfunden werden. Beim Lesen der Johnsonschen Buch-Computerspiel-Vergleiche wird mir klar, dass die Lesemaschine ein fossiles Gerät aus dem vorigen Jahrtausend ist, man hätte eine Spielemaschine gründen müssen, warum sind wir da nicht selbst draufgekommen? Jetzt ist es zu spät, wir sitzen in der Falle und müssen uns mit einem Unterhaltungsmedium befassen, das seine beste Zeit hinter sich hat. Aber wer weiss, vielleicht kommt uns bald die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne unserer Generation zu Hilfe, alle Autoren verlieren das Interesse an der Lesemaschine, und wir können endlich die von Kai Schreiber intern bereits geforderten Projekte Musikmaschine, Filmmaschine und Belegte-Brote-Maschine in Angriff nehmen.

Fundort: Bücherregal von Aleks Scholz ("Hilft ungemein, wenn man mitreden will. Ich habe letztes Jahr eine ganze Tagung nur mit diesem Buch bestritten.")

Prokrastinationsbuch: 10 von 200 Seiten geschrieben.