17.11.2007 / 16:41 / Kai Schreiber liest: The Power Broker (Robert A. Caro)

Vorabend der Macht (89-112)


Die Ablehnung eines Reformvorschlags durch das Parlament.
Als ich vor drei Monaten aus Kalifornien weggezogen bin, habe ich kurz vor dem Einsteigen ins Flugzeug noch versucht, für den Schwarzgurt geprüft zu werden. Das klappte nicht mehr, ein kleines Scheitern und eine offene Rechnung, aber wenn man von Robert Moses bislang irgendwas lernen kann, dann ist es wohl das Wegstecken von Fehlschlägen. Erst gehen seine hochfliegenden Stadtreformpläne baden und er wird gefeuert, dann wird sein Gouverneur nicht wiedergewählt und eine zweite Karriereschaukel kommt quietschend zum Stillstand, aber Moses bleibt stur in seinem Einbauschrank auf Broadway sitzen und wurstelt so unbeirrt besessen weiter, dass noch Jahrzehnte später einer seiner deshalb beeindruckten Mitarbeiter Zeitungsausschnitte über ihn in Pappschachteln sammeln wird. Die Fortsetzung der Besessenheit mit Schnippelmitteln, Besessenheitsbesessenheit.

Zweimal hätte Moses sein Reformidealismus jetzt eigentlich schon ausgetrieben sein müssen, das macht mir ein bisschen Sorgen, denn wenn wir alle ein bisschen wie Moses sind, müsste ich also heute abend erstmal durch die jetzt doch noch anberaumte Prüfung rasseln, mich dann mühsam an einen Karatemeister ranwanzen, der zurückgezogen in einer Bergfestung lebt, und dann in ein paar Jahren begeistert "Er guckt, wenn ich kicke! Er guckt!" in die Lesemaschine schreiben. Und dann, vielleicht, würde es klappen, das wissen wir ja noch gar nicht, weil wir nämlich nicht vorausblättern, sondern schön ordentlich eine Seite nach der jeweils anderen lesen.

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