01.11.2007 / 20:34 / Kai Schreiber liest: The Power Broker (Robert A. Caro)

Der Kraftmakler (1-2)


Moses: Türmchen mit menschlichem Antlitz?
Städte wurden ja bekanntlich von Ameisen erfunden, und ohne weiteres Nachdenken bei ihnen abgeschrieben. Anders als die pfiffige Ameise, die sich zu einem Kollektiv verkürzt und dann mit tausend Beinchen Erdkrumen bewegt, bis Schönes und Wohnliches dabei rauskommt, ist der Mensch aber so eine Art Individuum und möchte deshalb planen und tun und machen, und kleine dekorative Elemente an alles drankleben, damit es menschlicher aussieht und nicht insektoid. Das klappt aber nicht, und je grösser die Stadt wird, desto weniger klappt es, denn es stehen dann ja auch viel mehr Gebäude in ihr drin und man sieht dann, um mal flink ein Sprichwort zu prägen, die Stadt vor lauter Gebäuden nicht mehr. Und was man nicht sieht, kann man auch nicht planen, das wüssten auch Ameisen, wenn sie sowas wissen könnten.

Aber auch Städte, die wegen ihrer lächerlichen Grösse vollkommen unsichtbar geworden sind, haben mal klein angefangen, als winziger, einsamer Ziegelstein, und also fangen wir jetzt auch mit einem Ziegelstein an. Er ist 1400 Seiten dick, wiegt eine Bruttoregistertonne und enthält mehr Buchstaben als New York Ratten, vielleicht jedenfalls. Vorner drauf ist ein kleines Türmchen mit Gesicht, ein wenig rätselhaft vielleicht, aber gleich auf dem Vorsatzblatt sieht man, wo es hingehen soll, nach New York nämlich. Das gesamte Stadtgebiet von New York ist da abgebildet, Parks, Strassen, Spielplätze, Wohnanlagen, Brücken, aber es fehlen Teile. Das, wird der mutige Leser mit ein paar Worten belehrt, liegt daran, dass die fehlenden Teile anders als die eingezeichneten, nicht von Robert Moses geplant und verwirklicht wurden. Der nämlich über Jahrzehnte die Stadtentwicklung New Yorks unter seiner Fuchtel hatte, und durch das Anlegen des Einen und das spurlose Ausradieren des Anderen nicht nur New York, sondern wegen New Yorks Vorreiterrolle gleich die gesamte nordamerikanische Stadtlandschaft geprägt hat. Vorreitterrolle schreibt man mit nur einem T, aber was ist ein Buchstabe zu viel gegen die Umgestaltung eines ganzen Kontinents?

Diesem Kontinentgestalter, diesem planenden Ameisenkönig unter den Affen, werden wir jetzt einen Ziegelstein lang folgen, und ihm dabei zusehen, wie er New York nimmt und auf links zieht wie ein altes Sofakissen. Und am Schluss dieses Einstiegsartikels sage ich nochmal den Namen der Stadt um die es dabei geht (New York): New York.

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Kai Schreiber / Dauerhafter Link / Kommentare (2) / Buch kaufen und selber lesen


Kommentar #1 von L.:

Klingt dramatisch uninteressant. Wünsche frohes Lesevergnügen!

02.11.2007 / 16:02

Kommentar #2 von Ein Oberlehrer:

Typisch Maschinenklientel: Er wünscht Lesevergnügen, anstatt zu bekennen, man habe es geschafft, ihn selber zum Lesen zu bringen. Die heutige Jugend macht es sich wohl doch oft zu leicht.

07.11.2007 / 17:20