23.11.2007 / 15:04 / Jan Bölsche liest: Mecki im Schlaraffenland (Eduard Rhein)

Irgendetwas an diesen Tieren irritiert fundamental (Foto: regular) Die Szene verstört: Untote Schweine mit Brandverletzungen dritten Grades und Messern im Rücken. Gerupfte und dennoch offenbar noch flugfähige Zug- und Singvögel mit ebenso versengter Haut. Ein bescheuerter Pilzhut auf einem geifernden grünen Wicht, der mit einer Fliegenklatsche auf sieben echt syrische Goldhamster eindrischt wie eine übereifrige 50er-Jahre-Hausfrau auf einen staubigen Teppich. Das soll es sein, das gelobte Land?
Ein Arbeitsaufenthalt bei Oma ist das geeignete Mittel, um das Konzept "Schlaraffenland" wirklich zu durchdringen. Es gibt Rindsroulade, Rote Grütze mit Vanillesosse, Torte, Himbeergeist, Sekt, Bier, Gurken zum Abendbrot und auch sonst alles! Ich versuche, mir den Appetit durch das Schreckensbild im Kinderbuch nicht verderben zu lassen.
Jemand hat offenbar auch an dieser Zonengrenze eine Alarmanlage installiert, denn der König weiss Bescheid und lauert samt Leibgarde hinter der Hirsebreisauerei auf die Einreisewilligen.
Mecki ist angekommen. Und das Erste, was ihm auffällt, sind die Jungfrauen, die König Plum zu dekorativen Zwecken mitgebracht hat und die zusammen mit den geschändeten Zombietieren jetzt in eine fast schon hawaiianische Begrüssungseuphorie einstimmen. König Plum legt wie die meisten Despoten Wert darauf, durch total demokratische Wahlen zu seinem Amt gekommen zu sein. Es wird betont, das Volk liebe ihn, weil er am meisten essen kann und am längsten von allen schläft. Das ist ähnlich glaubhaft wie der Hinweis darauf, dass die Tiere keine Schmerzen empfinden, wenn man sich eine Scheibe von ihrem Hintern abschneidet oder einen Flügel abreisst. Sicher soll auch die Honigkuchenmauer nicht etwa einen Exodus verhindern, sondern gefährliche Faschisten auf Abstand halten.
Schon nach wenigen Sekunden endet die Begrüssung, denn der König ist eingeschlafen. Man kennt diese Symptomatik von Meetings mit Kathrin Passig: Der König gründet seine Herrschaft auf Narkolepsie. Im Gegensatz zu Passigs wackeligen Thron ruht Plums Macht – so möchte ich unterstellen – aber stabil auf noch einer zweiten Säule: Bulimie.
Ungeduldigen Lesern, die sich weniger als 14 Tage mit dieser Doppelseite beschäftigen, weil sie ihr Werk schneller, aber somit eben auch weniger gewissenhaft verrichten als die Plattentektonik das ihre, entgeht sicher ein gezeichnetes Detail im körnigen Hirsebrei: Ein Pinguinschnabel guckt da bereits heraus.
Meckis grosser Angstgegner, Charly Pinguin, wird nun jeden Moment in Erscheinung treten, wie Moby Dick, der bereits Wasser aus seinem Atemloch bläst.
Was haben eigentlich immer alle gegen Pinguine? Wallace & Gromit, Batman, Microsoft Monthly – sie alle stossen in das selbe Horn: Diese Vögel seien böse, niederträchtig und unzuverlässig. Die Begründungen sind oft vage bis offensichtlich unzutreffend und reichen von chronischem Overdressing über Raffgier und Gefühlskälte bis hin zu mangelhafter Benutzerfreundlichkeit. Mecki und Eduard Rhein lassen uns einfach ganz im Unklaren darüber, warum es denn nun wünschenswert sei, dass Charly Pinguin Trübsal bläst, weinend zu Hause sitzt und auf jeden Fall aber mal ganz weit weg ist. Ich habe das hier aus Gründen des Mitgefühls bislang unterschlagen: Charly Pinguin wurde bislang auf jeder einzelnen Textseite ohne jede Begründung gedisst. Und zwar auch von den sieben echt niedlichen Goldhamstern.
Oma bringt gestiftete Birnen und Äpfelachtel: "Fernsehen fängt gleich an. Nimm nur reichlich, wir haben draussen noch!"
Kommentar #1 von Walt Katzenbach:
Gib's zu, Du stehst auf dicken Weibern und willst, dass Kathrin ihre Rubrik ändert in Kathrin Passig isst alles!
24.11.2007 / 14:50
Kommentar #2 von Jan:
Da steht's sich verdammt wackelig. Ich habe mich mal hingesetzt.
21.12.2007 / 02:21