07.01.2009 / 01:13

Gehet hin und sündigt.

Unangekündigtes Überraschungsbuch: Mark Z. Danielewskis »The Whalestoe Letters«. Eine Sammlung von Briefen, die Johnny Truants Mutter Pelafine H. Lièvre aus der Anstalt The Three Attic Whalestoe Institute an ihn geschrieben aber zum Teil womöglich nie abgeschickt hat. Johnny Truant soll einige Jahre später als der Mann bekannt werden, der Danielewskis »House of Leaves« erkundet. Zu »The Whalestoe Letters« bin ich selbst im Dezember durch meinen Bruder gekommen, dessen Zweitname nach meinem letzten Stand »Postmodern« ist und der aus diesem Grund »House of Leaves« schon grossartig fand bevor er es gelesen hatte.

Ich selbst habe eben jenes »House of Leaves« noch nicht gelesen und es gerade nicht zur Hand. Warum sollte ich also »The Whalestoe Letters« lesen, wenn diese eher ein 86-seitiger Anhang zum wesentlich umfangreicheren »House« sind?1 Naja, vielleicht lernt man ja etwas über Mutter und Sohn und ihr Verhältnis zueinander. Vielleicht hilft das später beim Verständnis des Hauptwerks. Ausserdem sind 86 Seiten hübsch überschaubar und an einem Nachmittag problemlos zu schaffen.

Es war vorgestern, Sonntagnachmittag, und ich war von einer Erkältung angeschlagen. Trotz dieses Handicaps samt damit einhergehender Müdigkeit habe ich das Buch in einem Zug durchgelesen. Zwischen Fieber und Kopfweh mischten sich, durch meine teilweise halb zufallenden Augen wahrgenommen, Liebesbekundungen, Hilferufe, komplett wirre Wortfolgen, ungeordnete Verschwörungstheorien – fast sieben Jahre in einer psychiatrischen Anstalt, kondensiert auf eine Abfolge manischer Briefe. Ich legte das Buch schliesslich weg und schaute baff über meine Füsse hinweg auf unsere Hauspalme.

Ich schlief verwirrt ein und wachte verwirrt wieder auf. Ein leichtes Schwindelgefühl liess mich erst viel später am Abend los, eine leichte Paranoia erst am nächsten Morgen. Ein sehr merkwürdiges Buch, um es an einem Tag zu lesen, der hauptsächlich von Kamillentee, Paracetamol und einem Haufen gebrauchter Taschentücher geprägt ist.

1 Genau genommen ist es so, dass tatsächlich bis auf elf alle der in »The Whalestoe Letters« enthaltenen Briefe im ein Jahr zuvor erschienen »House of Leaves« als Appendix enthalten waren.


Kommentar #1 von andakat:

finde das buch auch jetzt schon grossartig, ohne lesen. nee im ernst, im house sind die briefe eigentlich nicht so das grösste, also briefe ohne house, naja, aber ich glaubs mal. paranoia hat recht!
hoffe das hauptwerk dann bald an dieser stelle maschinell lesen zu können!

08.01.2009 / 18:34

Kommentar #2 von André Fromme:

Bevor ich mich an das Hauptwerk wage, werde ich in jedem Fall sicher gehen, auch die letzten Ausläufer meiner Erkältung und der verschriebenen Medikation (bei der ich mich langsam frage, warum ich sie mir vom verschreibungswütigen Arzt eigentlich habe aufdrücken lassen – bin immer noch ganz entrückt) hintermir gelassen zu haben.
Achja – und ich sollte mir »House of Leaves« mal aus meinem heimatlichen Buchregal zuschicken lassen. Oder beim nächsten Heimatbesuch im Juni mal nicht vergessen.

08.01.2009 / 18:38

Kommentar #3 von andakat:

und wtf soll eigentlich die house-rezension im hintergrund von dem bild von claudia starik in daths waffenwetter?
irgendwelche wege aus der verweishölle, vom informierten bruder oder maschinenlesern?

08.01.2009 / 18:44