11.12.2007 / 21:31 / Aleks Scholz liest: The Road to Reality (Roger Penrose)

Der Gödel-Wettbewerb (357-382)


Besessenheit (Foto, Lizenz)
Zurück zu Penrose. Kapitel 16 darf auf keinen Fall ignoriert werden, denn es enthält zum einen Cantors Diagonalargument, mit dem man beweisen kann, dass es zwischen eins und zwei mehr als unendlich viele Zahlen gibt, was man immer mal wieder braucht. Leider verausgabt Penrose sich mit einer schwierigen Variante, obwohl es eine wunderschöne volkstümliche Version gibt, die einen im Geiste ein Kontinuum umarmen lässt.

Zum anderen sind wir jetzt endlich zurück bei Gödels Theorem. Mein privates Schicksalsband mit Gödel* wurde anderswo beschrieben; hier soll es um Gödels Rolle für die moderne Esoterik gehen: Gödel + esoteric = 27.600 Googletreffer. Gödels Theorem ist, was falsche Wiedergabe in der ausserfachlichen Sekundärliteratur angeht, etwa auf gleicher Höhe mit der speziellen Relativitätstheorie und der Unschärferelation und gehört damit zu den grossen Missverständnissen des 20. Jahrhunderts. Nun kann man, das behaupte ich jetzt mal, theoretische Physik und moderne Mathematik einem breiteren Leserkreis nicht richtig erklären. Immer wird man platte Vereinfachungen verwenden müssen, mit anderen Worten: Fehler. Populärwissenschaft ist eben ein schmutziges Geschäft und nur wenige sind dem gewachsen. Gödels Theorem jedoch bietet zusätzlich den Vorteil, dass es in platter Vereinfachung zu irrsinnig warmherzigen Welterklärungen Anlass gibt.

Oft liest man zum Beispiel, Gödel hätte bewiesen, dass man mathematische Sätze nicht beweisen kann. Anders ausgedrückt: Mathematik ist immer falsch. Noch eine Stufe weitergedreht: Rationales Denken, das zeigt Gödels Satz, funktioniert überhaupt gar nicht und man muss die Probleme der Welt anders angehen. Das ist natürlich totaler Quatsch, aber sehen Sie? In wenigen Sekunden von harter Mathematik zu einer neuen Religion, mit der man bei Frauen angeben kann. Das Problem mit Gödels Zeug: Wenn man es richtig hinschreibt, versteht es niemand.** Deshalb versuche ich es hier gar nicht erst, weise aber darauf hin, dass es nicht einfach ist.

Ich würde gern herausfinden, wie man Gödels Theorem noch anders falsch formulieren kann. Man muss es sich so vorstellen: Durch die Komplexität des Gödelschen Arguments wird ein vieldimensionaler Raum an fehlerhaften Interpretationen aufgespannt, der, so vermute ich hier, unendlich ist. Das bedeutet, es gibt unendlich viele, aber doch mindestens sehr viele falsche Interpretationen von Gödels Satz, von denen ich gern mehr wissen würde. Die bizarrste falsche Formulierung des Theorems gewinnt irgendwas, z.B. drei Bücher von TC Boyle (mathematisch einfach).

* "Als er noch ein kleiner Junge war, hatte man ihn »den Herrn Warum« genannt." (Quelle)

** "Niemand" im üblichen Sinne von "nur einige Mathematiker".

382 von 1049 Seiten

Aleks Scholz / Dauerhafter Link / Kommentare (19) / Buch kaufen und selber lesen


Kommentar #1 von Laika:

Sorry, but they so cute. Aber mit so kurzen Vorderbeinen kann man doch gar nicht hoppeln?
Über die falscheste Fehlinterpretation denke ich später nach, also dann, wenn ich dieses Theorem, was normal nicht verstehen kann, verstanden habe, also wahrscheinlich nie.

12.12.2007 / 19:34

Kommentar #2 von K. Ontinuum:

Ich würde auch gern im Geist ein Kontinuum umarmen, aber wie macht man das?

12.12.2007 / 20:37

Kommentar #3 von Aleks:

Ich bin enttäuscht und denke darueber nach, zur Strafe in Zukunft gar keine Tierbilder mehr zu zeigen.

12.12.2007 / 20:37

Kommentar #4 von Tyrannosaurus Rex:

Der Gödelsche Unvollständigkeitssatz besagt meiner Meinung nach, dass es kein Tier gibt, das so gross ist, dass es alle Tiere auffressen könnte, denn zum Schluss müsste es sich selbst auffressen, woran auch Profis bisher gescheitert sind. Niemand bedauert das alles mehr als ich.

12.12.2007 / 21:07

Kommentar #5 von Aleks:

Die Richtung stimmt jedenfalls.

12.12.2007 / 21:09

Kommentar #6 von Laika:

Aber Tierbilder sind doch Ihre heimliche Leidenschaft.

12.12.2007 / 21:19

Kommentar #7 von Horst Hirst:

Aus sicherer Quelle weiss ich, dass Sascha Lobo zumindest schon mal zwei Krokodile aufgegessen hat.

12.12.2007 / 21:48

Kommentar #8 von Laika:

Welcher Grösse? Also die Krokodile? Roh oder gekocht?

12.12.2007 / 21:52

Kommentar #9 von jemandem, der immer lügt:

Ich könnte Gödels Theorem glasklar so formulieren, dass es kein bisschen falsch wäre.

12.12.2007 / 22:07

Kommentar #10 von jemandem, der immer das Gegenteil von Kommentator #9 behauptet:

Ich auch!        

12.12.2007 / 22:08

Kommentar #11 von allen Kretern:

rufen wild durcheinander, natürlich auf Griechisch, aber man kann heraushören, dass Kritik an den vorangegangenen Kommentaren geübt wird.

12.12.2007 / 22:54

Kommentar #12 von Richtigstellung:

Der Kommentar mit der Nummer 9 ist nicht ableitbar.

12.12.2007 / 22:56

Kommentar #13 von der echten Richtigstellung:

Der Kommentar mit der Nummer 12 übrigens auch nicht.

12.12.2007 / 22:57

Kommentar #14 von Cpl. Punishment:

Und jetzt halten alle mal die Schnauze und wir zählen neu durch! Wenn wieder "mehr als unendlich viele" rauskommt, setzt es Liegestütze, bis das Wasser im Arsch kocht!

12.12.2007 / 22:59

Kommentar #15 von Aleks:

Kommentar 6: Seit es das Internet gibt, habe ich keine heimlichen Leidenschaften mehr.

13.12.2007 / 00:15

Kommentar #16 von bjoern:

ihr kommentareingabemenüfenster weist erhebliche schwächen im zusammenhang mit der nutzung mathematischer operatoren auf...
wenn R genügend n-dimensional ist, gilt nicht für alle möglichen a gleich b (a und b Element von R), dafür aber für jedes mögliche irgendwo ausserhalb von R
... darf ich jetzt raus spielen gehn?

13.12.2007 / 12:40

Kommentar #17 von Laika:

Dann sind Tierbilder wahrscheinlich meine heimliche Leidenschaft, unter vielen. Also waren, denn in ein paar Sekunden kann es schliesslich JEDER lesen. Dieses Internet: es ist ein Fluch und Segen. Seit wann gibt es das Internet denn in Ihrem Leben? Man sollte sich trotz der öffentlichen Plattform unbedingt einige heimliche Leidenshaften bewahren und ich vermute, dass auch Sie welche haben, also andere als Tierbilder.

13.12.2007 / 12:55

Kommentar #18 von Laika:

They so cute! Ich komme nicht darüber hinweg. Wenn Sie Ihre Texte in Zukunft nicht mehr mit Tierbilder begleiten, befinden Sie sich wieder in der kleinen Gruppe, die man beeindrucken muss und verlieren fachunkunkundige Leserinnen. Auch ein Ziel.

13.12.2007 / 13:26

Kommentar #19 von Bruno:

Interessant wäre jemand, der nicht auf Tiere, sondern nur auf Tierbilder steht, wie jemand, der nur Eisenbahnbilder mag, aber Eisenbahnen nicht ausstehen kann. Oder nur Bilderbilder leiden kann, womit wir wieder beim Gödel sind.

13.12.2007 / 14:57