28.11.2007 / 19:23 / Kai Schreiber liest: The Power Broker (Robert A. Caro)

Das Land (140-178)


Empörend. Aber auch schön.
Nachdem der Zug aus der Höhle unter Journal Square gekrochen ist, nimmt er Fahrt auf und rumpelt aus dem Einschnitt im Höhenzug zwischen Hudson und Hackensack heraus und nach Westen. Verfallende Industrielandschaften sind den Sümpfen hier nur lose aufgesetzt, zwischen den Parkbrachen und dem bröckelnden Mauerwerk toter Fabriken wiegt sich das Schilfgras, und vor dem Kraftwerk, bei dessen Einweihung Edison Ehrengast war, wird die Strasse bei Regen unpassierbar, ein Teil des Flusses mehr als des Landes. Zwischen den Gleisen, neben der Strecke, überall steht das Wasser und versucht, die ihm abgetrotzte Fläche zurückzugewinnen.

Vor Jahren, angetrieben von der Mischung aus Neugierde und Langeweile, der sich grosse Entdeckungen ebenso verdanken wie frühe Tode, stand ich mit beiden Beinen in einem glühenden Strom. Winzig klein sausten leuchtende Spielzeugautos den Waldweg entlang, um meine Füsse teilte sich der Strom und floss hinter mir wieder zusammen, ein klirrendes Rauschen ging von dieser Waldautobahn aus, und ich folgte ihr bis an ihre Quelle, wo, und dieses Klischeeerlebnisses wegen stehe ich der Hawaiianischen Babyholzrose heute ein wenig zwiespältig gegenüber, ein schlafender Riese in den Wipfeln lag. Ein Riese! Also nein, Droge, so nicht.

Vom Riesen wählte ich damals den kürzesten Weg nach Hause, stracks durch die Vorgärten, Hintergärten und Seitengärten der Vorortsiedlung auf dem "Sand", die den Wald von meinem Zimmer trennte. Landbesitz erschien der Droge eine Absurdität, und ich erkletterte also Zäune, durchquerte Beete, und benahm mich im Ganzen an diesem Abend, Autobahn, Sand, Aktivismus gegens Grundeigentum, wie Moses auf Long Island. Dass man die Spuren meiner Rebellion heute nicht mehr finden wird, Moses aber sich der vormaligen Sumpflandschaft aufgeprägt hat wie ein Staubbeutel dem Stempel, auch daran wird wohl die Droge schuld sein.

178 von 1162 Seiten

Kai Schreiber / Dauerhafter Link / Kommentare (3) / Buch kaufen und selber lesen


Kommentar #1 von bjoern:

kompliment, bemerkenswertes talent menschen mit rauschenden worten und dröhnenden bildern nicht teilhaben zu lassen, und wo aber versteckt sich moses in dieser wilden jagd?

30.11.2007 / 02:59

Kommentar #2 von Kai Schreiber:

In diesem dicken Buch da, das jemand über ihn geschrieben hat, Sie wissen schon, das, das ich grade lese und Sie nicht.

30.11.2007 / 03:11

Kommentar #3 von bjoern:

mag jetzt anmaszend sein wegen potentiell nicht erkannter subtilität und eben ignoranter unkenntnis der seiten 140 bis 178 aber wie ist es denn nun weitergegangen bei ihren leseeindrücken... mir fehlt das repetitiv narrative element

30.11.2007 / 03:22