02.11.2007 / 22:40 / Jan Bölsche liest: Mecki im Schlaraffenland (Eduard Rhein)

Unrealistische Ziele: einfach (1-2)


Auch ein unrealistisches Ziel: Geldverdienen mit unbezahlter Schleichwerbung
Das Erste, was wir über Mecki erfahren, ist sehr sympathisch: er besitzt sieben echte syrische Goldhamster. Das Erste, was wir über den Autor erfahren, hingegen ist, dass er nicht vor Schleichwerbung in Kinderbüchern zurückschreckt, indem er einen der Hamster sagen lässt: "Dich, den weltberühmten Redaktionsigel von HÖRZU wird man da doch sicher mit offenen Armen empfangen!"

Gemeint ist ein Ort namens Schlaraffenland, zu dem Mecki aber selbst durch Nachfragen bei seinen sehr klugen Freunden in der HÖRZU-Redaktion keinen besseren Routenplan in Erfahrung bringen kann als: "Immer der Nase nach".

Das Schlaraffenland finden durch Geradeausgehen – ein Plan, den Timothy Ferriss wohl als "unrealistic" einstufen müsste, und somit als leichter umzusetzen als jeden realistischen. Der ziemlich überzeugende Grund hierfür: Realistische Ziele verfolgen alle. Der Konkurrenzdruck ist enorm, wenn man etwa versucht, ein eher so mittelgutes Bilderbuch in den Markt zu drücken. Unrealistische Ziele hingegen – beispielsweise als österreichischer Bodybuilder zum amerikanischen Präsidenten gewählt zu werden, sind leichter zu erreichen, als man so denkt. Weil das kaum jemand versucht, stehen die Mitösterreicher Mitbodybuilder nicht alle im Weg rum. Ferriss, dem chinesischen Nationalmeister im Kickboxen, der kein bisschen kickboxen kann, glaubt man das aufs Wort. Das einzige, was er vom Kickboxen weiss, ist, dass einen Tag vor dem Wettkampf die Gewichtsklassen der Kämpfer mittels Wiegen ermittelt werden, und dass der Kampf durch technischen K.O. für beendet erklärt wird, sobald einer der Kontrahenten zum dritten Mal von seinem Gegner aus der Kampfarena geschubst wird. Über Kickboxen muss man mehr nicht wissen. Darüber, wie man mittels Dehydration immens viel Gewicht verlieren kann, ohne dabei zu sterben, schon.

Ferriss würde Mecki sagen: "HÖRZU! Gleich morgen machst du den ersten Schritt zur Umsetzung deines Traums!". Das sei der Anfang eines Prozesses, den er "Dreamlining" nenne und der die systematische Festlegung von Milestones auf dem Weg zur Wunscherfüllung darstelle.

Genauso machen sie es. Gleich am nächsten Morgen wird geradeaus gegangen, stets besorgt darum, von einem offenbar lästigen Bekannten namens "Charly Pinguin" verfolgt zu werden. Der Antagonist wirft seinen frackförmigen Schatten voraus. Ganz ohne Reisebericht endet die erste Seite mit einem Paukenschlag: Bumm! Ein Schild mit der Aufschrift "Schlaraffenland". Ferriss hatte Recht!


Kommentar #1 von Ein Normalo:

Bücher, die auf dem Vover Sodomie annoncieren, würde ich nie kaufen.

07.11.2007 / 17:05